Fatigue ist ein französischer Begriff und bedeutet Müdigkeit oder Erschöpfung. Die Fatigue ist oftmals eine Begleiterscheinung eines zu Grunde liegenden schweren Krankheitsbildes, kann jedoch auch als selbständiges Krankheitsbild, als sogenanntes Chronic Fatigue Syndrome (CFS), identifiziert werden. Da oftmals Fragen aus dem Begriff heraus entstehen, möchten wir für alle, die sich erst kurz oder vlt. noch gar nicht mit der Erkrankung bzw. dem Symptom der Fatigue auseinandergesetzt haben, einen kurzen Überblick verschaffen, worum es sich dabei handelt, wie die Fatigue ausgelöst wird und was man dagegen unternehmen kann. Dazu ziehen wir einige einfache Beispiele heran.
Die Fatigue an sich als eigenständige Krankheit oder als Symptom einer Grunderkrankung ist noch nicht tiefgehender erforscht. Durch Sars-CoV-2, insbesondere durch Long COVID, ist der Begriff Fatigue stark in den Mittelpunkt gerückt worden und stellt eines der häufigsten Symptome in der Liste der Langzeitfolgen dar. Die Fälle nehmen rasant zu und die Forschung wird mit Hochdruck vorangetrieben. Neueste Therapieformen werden so schnell es geht an bestehende Therapiekonzepte angegliedert, denn die Fatigue ist schon länger bekannt durch andere Grunderkrankungen, wie z. B. Adipositas, Diabetes, Depressionen, MS, Parkinson Virusinfektionen (postviral) etc.. Wichtig dabei ist, bei jedem Betroffenen andere Grunderkrankungen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizinern, Wissenschaftlern und Therapeuten auszuschließen. Die Fatigue zeigt ein immer ähnliches Gesicht. Zu beobachten ist ein Abfall der geistigen und / oder physischen Leistungsfähigkeit. Das Energielevel sinkt stark ab, eine Regeneration ist kaum möglich. Die Ursachenforschung ist dabei sehr wichtig, denn eine Hauptfrage, die es zu klären gilt, ist: Wird überhaupt genug Energie vom Köper erzeugt oder fließt die erzeugte Energie sozusagen in andere Kanäle ab und steht Körper und Geist damit nicht mehr zur Verfügung?
Beispiele für Fatigue, die wir aus dem Alltag kennen:
Die geistige und seelische Müdigkeit/Erschöpfung
Wer bei seiner Arbeit geistig anspruchsvollen Tätigkeiten nachgeht, der kennt die Ups and Downs, die einen am Tag heimsuchen und die Konzentrationsfähigkeit und den Fokus auf die Arbeit stören.
Die körperliche Müdigkeit/Erschöpfung
Arbeiten Sie körperlich anspruchsvoll, müssen viel physische Kraft aufwenden und etwas bewegen oder vlt. viel stehen, dann kennen Sie mit Sicherheit das Gefühl, wenn am Abend die Muskeln ermüdet sind und mehr.
Keine Regeneration, keine Energie
Egal welchen Ursprung die Erschöpfung oder Müdigkeit hat, sie kann durch Erholungsphasen und vor allem durch die Regeneration beim Schlafen wieder ausgeglichen werden, so dass wir erst überhaupt in der Lage sind, am nächsten Tag wieder Leistung zu erbringen.
Diese Erholung und Regeneration funktioniert bei einem Fatigue-Syndrom nicht mehr oder nur mit wesentlich längeren Ruhezyklen.
Machen Sie sich einmal bewusst, bei welchen Dingen, die Sie an einem Tag so erledigen, Sie Energie aufwenden müssen, sozusagen Arbeit leisten. Das fängt schon beim Aufstehen und Zähneputzen an. Selbst der Prozess, der Ihren Körper und Geist mit neuer Energie versorgen soll, das Essen und Trinken, kostet Sie erst einmal Energie. Nicht das Heben der Gabel oder das Ansetzen der Trinkflasche, sondern die Aufnahme und Verwertung der Nahrungsmittel. Wie hoch dieser Energieeinsatz ist, merken Sie am berühmten Mittagstief nach dem Essen, insbesondere wenn Sie etwas mit vielen Kohlenhydraten zu sich genommen haben. Ihr Energielevel wird üblicherweise erst einmal stark abnehmen. Dem können Sie kurzfristig mit stimulierenden Substanzen wie Koffein, Taurin etc. entgegenwirken.
Konsequenz
Dies bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Ein zu hoher Koffein- und Taurin-Konsum kann den Ferretin-Gehalt (Eisen) im Blut senken und somit zu einem reduzierten Hämoglobin-Anteil im Blut führen. Die Folge: Eine mangelnde Sauerstoffversorgung.
Aber auch chronische Schlaflosigkeit oder ein unruhiger Schlaf kann auf Dauer zu einer Fatigue führen, da die Neuronen abgebaut und nicht ausreichend regeneriert werden. Ohne ausreichend Neurotransmitter kommt es zu einer Atrophie (Abbau) in der Skelettmuskulatur, der trotzt eines Krafttrainings nicht entgegengewirkt werden kann. Verfügt der Körper über eine zu geringe Skelettmuskulatur, kann das notwendige ATP (Adenosintriphosphat) nicht ausreichend gespeichert werden. So kommt es gewissermaßen zu einer doppelten Fatigue. Einerseits durch den Mangel an Neurotransmittern und anderseits durch den Mangel an ATP.
Ihr Körper empfindet jegliche Bewegung als Anstrengung und auf Dauer beginnt er die Fähigkeit einzubüßen physische Anstrengungen zu überwinden.
Die Fatigue, je nach Ursache und Ausprägung, kann als schwere Erkrankung für die Betroffenen enorm lebenseinschränkend werden. Daher gilt es, sobald die Diagnose gestellt wurde, zu handeln und das interdisziplinär und nicht nur fachspezifisch. Sportmediziner, Ärzte, Wissenschaftler, Biochemiker und viele weitere Disziplinen müssen durch die Art und Anzahl der Symptome einer Erkrankung mit Long COVID deutlich engmaschiger miteinander vernetzt werden. Ein Gesamtbehandlungsrahmen für Betroffene muss bundesweit eingerichtet und Wissen ausgetauscht werden.
Die Fatigue bei Long COVID
Long COVID kann einen jeden von uns treffen und damit auch die Auswirkungen einer Fatigue. Die Ursachenforschung hierzu wird noch vorangetrieben und erste Berichte deuten darauf hin, dass die Fatigue bei Long COVID als Symptom durch eine Veränderung des Blutbildes hervorgerufen wird. Lesen Sie dazu unseren gesonderten Artikel zur Blutanalyse bei Long COVID.